Jedes Jahr organisiert die Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen im Frühjahr, Sommer und Herbst die beliebten Themenlager für Primarschüler ab der 2. Klasse. Spass, Sport und Spiel in der bunt zusammengewürftelten Gruppe stehen im Vordergrund, aber auch Lagererlebnisse, die den Gemeinschaftssinn und die gegenseitige Hilfsbereitschaft fördern.

shferienlagerIm Tipilager hören alle gespannt zu.

Die Teilnahme soll allen Kindern aus dem Kanton Schaffhausen möglich sein, ungeachtet der finanziellen Mitteln der Eltern. Durch die Unterstützung von Stadt und Kanton Schaffhausen sowie zahlreicher Spenderinnen und Spender ist es uns möglich, im Bedarfsfall den Beitrag markant zu senken.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website shferienlager.ch.

«Ich freue mich jedes Mal, wenn die Kinder müde und mit strahlenden Gesichtern aus den Lagern heimkehren.»

margrit ambuehlMargrit Ambühl, Leiterin der Schaffhauser Ferienlager

Margrit Ambühl, wie sind Sie mit der GGS und der Institution «Schaffhauser Ferienlager» in Berührung gekommen?

Ich wurde angefragt, ob ich nicht im Vorstand mitarbeiten wolle, und da ich einen Teil meiner Arbeitskraft für gemeinnützige Zwecke einsetzen möchte und ursprünglich Lehrerin war, kam die Anfrage gerade richtig. Die Arbeit macht mir seither grossen Spass.

Haben Sie Schwierigkeiten, Freiwillige zu rekrutieren? Können die Lager jeweils problemlos organisiert werden?

Dies erweist sich in der Tat als zunehmend schwierig. Wir fragen meist Studentinnen und Studenten der Pädagogischen Hochschule an. Aber durch die Bologna-Reform haben sie nicht mehr zur selben Zeit Ferien wie die Kinder und müssen dann die Woche irgendwie in ihr Programm einbauen.

Können Sie kurz skizzieren, wie die Organisation eines solchen Lagers abläuft? Was sind dabei die zentralen Punkte die Sie beachten müssen, was fällt an Arbeit an?

Jedem Lager wird vorgängig eine Betreuungsperson zugeteilt. Diese nimmt an der ersten Sitzung des Teams teil und fungiert als Verbindung zu den Schaffhauser Ferienlagern, resp. zur GGS. Wenn es möglich ist, verabschiedet diese Person die Kinder und das Team, geht sie eventuell besuchen oder schickt ein Paket mit Süssigkeiten und begrüsst sie nach dem Lager wieder in Schaffhausen. Dies ist aber individuell, da sämtliche Mitglieder arbeiten und deshalb nicht immer verfügbar sind. Anschliessend geht die Person mit dem Team essen, führt eine Nachbesprechung und nimmt allfällige Verbesserungsvorschläge mit in die nächste Sitzung.

Was hat sich über die Jahre verändert?

Es hat sich einiges verändert. Mir fallen vor allem drei Dinge auf: Erstens hat es vermehrt Kinder, die Heimweh haben und von ihren Eltern heimgeholt werden. Mir ist nicht klar, ob es daran liegt, dass die Kinder sich heute nicht mehr gewohnt sind, übere längere Zeit von zu Hause weg zu sein. Zweitens planen die Leute kurzfristiger und spontaner, d.h., sie melden teilweise spät an oder aber bereits angemeldete Kinder wieder ab. Drittens haben die Anfragen nach Beitragsreduktionen stark zugenommen.

Gibt es neue Ansätze oder Ideen, die Sie in den Lagern noch umsetzen möchten?

Wir haben immer wieder neue Ideen, so wird es nächstes Jahr zum ersten Mal ein Zirkuslager geben, das die Leute vom Circus Balloni durchführen werden. Auch haben wir vorletztes Jahr ein Theaterlager initiiert, welches auf grosses Echo stiess.

Wieso würden Sie einem Kind die Teilnahme empfehlen?

In den Lagern erleben die Kinder spannende, abwechslungsreiche Ferien mit gleichaltrigen Kindern, fern von zu Hause.

Man liest in der Presse viel über Jugendgewalt, die Probleme von Jugendlichen, schwererziehbaren Kindern etc. Merken Sie davon auch in den Ferienlagern etwas? Müssen Sie öfter disziplinarisch vorgehen als früher?

Gewalt ist für uns kein Problem, das stark zugenommen hätte. Ein gewisses Mass an Gewalt gibt es immer und hat es auch immer schon gegeben. Die Kinder sind aber auf jeden Fall betreuungsintensiver als früher. Kinder sind sich heute – wohl aufgrund der zunehmenden Individualisierung der letzten Jahre – vermehrt gewohnt, dass man individuell auf sie eingeht. Sie wollen direkt angesprochen werden. Die Anpassung an eine grössere Gruppe ist nicht mehr selbstverständlich. Das Umsetzen von Ideen, an denen es Kindern natürlich nach wie vor nicht mangelt, ist so aber für die Lagerbetreuer/-innen erheblich aufwendiger geworden.

Als Konsequenz davon mussten wir die Teilnehmerzahlen pro Lager reduzieren und das Altersspektrum einschränken. Die Anpassung des Altersspektrums rührt aber auch daher, dass die Interessen in den Altersgruppen zwischen Drittklässlern und Oberstuflern schlicht nicht mehr die gleichen sind. Eine Oberstufenschülerin hat heute keine Lust mehr, einen Bach zu stauen, dafür ist sie schon zu «reif». Wir mussten das Altersspektrum also enger fassen und haben nun vermehrt auf Primarschüler fokussiert.

Was war Ihr schönstes Erlebnis im Zusammenhang mit den Lagern?

Ich freue mich jedes Mal, wenn die Kinder müde und mit strahlenden Gesichtern aus den Lagern heimkehren. Und die Dankbarkeit von Eltern, die von den Beitragsreduktionen Gebrauch machen müssen, berührt mich immer wieder aufs Neue.

Wenn Sie sich die «Ferienlager» in 50 Jahren vorstellen, was sehen Sie? Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass es trotz Digitalisierung und elektronischer Kommunikation immer noch Kinder gibt, die es eine Woche lang fern von zu Hause zusammen lustig haben und dabei elementare Dinge, wie beispielsweise Wandern, Bäche stauen und Fussball spielen, erleben können.

Interview: Natascha Wey